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Robert Burda

Saal

Heinrich Büning

Josef König

Alfred Olschewski

Hans-Werner Padberg

Ulrich Röckmann

Matthias Stöppeler

Heinz Thomas

Einblicke in die Sammlung, Teil I

Dauer: 8. Mai – 7. August 2016
Porträtfotos: Ralf Emmerich

In mehr als vier Jahrzehnten aufmerksamer künstlerischer Förderung ist eine über 5000 Arbeiten umfassende Sammlung entstanden, die nicht allein die Spannbreite und den Reichtum kreativer Äußerungen sichtbar macht, die in einem geschützten Raum entstehen, sondern vor allem den ästhetischen Eigenwert eine Blicks auf die Welt und uns selbst, den wir so nirgends anders in der Kunst haben können. Es sind daher nicht nur persönliche Dokumente jedes Einzelnen, sondern Belege einer je spezifischen künstlerischen Zeitgenossenschaft. Aus Anlass der neuen Publikation über die Sammlung präsentieren wir in zwei Ausstellungen eine Auswahl der Künstler, die im Rahmen des kunsttherapeutischen Angebots zu ihrer eigenen ästhetischen Form gefunden haben.

In den reduzierten Zeichnungen von Heinrich Büning (*1925, †2010), der auf einem Hof im Kreis Coesfeld geboren wurde und sich auch nachdem er in den Wohnbereich der Alexianer gezogen war, Zeit seines Lebens in der Landwirtschaft zu Hause wusste, geht es um Maßeinheiten, die den Raum des Menschen abstecken: das Datum, das Haus und die Kleidergröße. Sie stehen für die Zeitlichkeit des Menschen, für sein Verhältnis zum Raum und für seine Körperlichkeit.

Von Robert Burda (*1942), der sich mit seinen erzählenden, präzisen Zeichnungen als künstlerischer Chronist einen Namen gemacht hat, zeigen wir Farbreihen, sensible Nachforschungen, wie farbliche und begriffliche Wahrnehmung im Sehen zusammenkommen und wieder auseinandergehen.

Die Bilder von Josef König (*1930, †1996) machen eine Wahrnehmung erfahrbar, die von Hierarchien zwischen Figur und Raum absieht und den Übergängen von lichthafter Öffnung bis hin zur völligen Verdichtung nachgeht. Wenn wir uns verschiedenen Eindrücken gegenüber gleichzeitig öffnen, wird die Energie sichtbar, mit der auf dem Papier garbeitet wurde.

Alfred Olschewski (*1960) begann zunächst mit künstlerischen Märchenillustrationen. Davon ausgehend entstanden immer abstraktere Musterbilder, bis er zu seiner heutigen völlig gegenstandsfreien Malerei mit Kreidefarben gefunden hat. Sie ermöglicht Sehbewegungen, die nicht auf etwas außerhalb des Bildes verweisen, sondern die das Bild selbst, in der Form seiner Aneignung, zu seinem Inhalt macht.

Die farbigen Holzkompositionen von Hans-Werner Padberg (*1960, †2014) erlauben vielfältige Assoziationen. Man könnte an riesige Frachtschiffe, Industriebrachen oder Bauruinen denken; aber auch an verwittertes Treibholz, das durch den Wind und Strömung ans Ufer getrieben wird. So entsteht ein Gefühl für die mechanischen Kräfte, die beim stückweisen Wachsen wirken: Schwerkraft und Fliehkraft, Setz- und Spannkraft, Anziehungs- und Abstoßungskräfte.

In den großformatigen, farbintensiven Bildern von Ulrich Röckmann (*1947, †2004) finden sich Formen und Figuren zu fantastischen Konstellationen arrangiert, die in Verbindung zueinander eine bestimmte Farbwirkung und Drift entfalten. Wie überdimensionale Spielzeuge setzen sie eine Art Erzählung in Gang, die sich mit längerer Betrachtung jedoch immer wieder in ein freies Spiel der Kräfte auflöst.

Die dichten Liniengebilde von Matthias Stöppeler (*1978) wirken lebendig, abstrakt und erzählerisch zugleich. Sie sehen aus wie flexible, dehnbare Faserbündel; wie feines, von nahem gesehenes leuchtendes Gefieder; sie erinnern an die undurchdringliche Vegetation des Regenwalds, wo das Licht gedämpft ist und einzelne Farbaktzente aus dem dunklen Grün exotisch hervorblitzen.

Heinz Thomas (*1924, †2008) hatte lange Zeit ausschließlich figürlich gezeichnet. Mit seinen späten Wachskreide- und Bleistiftarbeiten schuf er dann abstrakte Zeichnungen von einer großen ästhetischen Freiheit. Die Arbeiten in kleinem und mittlerem Format bauen sich in horizontalen Schichten aus vertikalen Schraffuren auf, deren Neigungswinkel sich ganz langsam ändert, so dass sich ein weicher, mäandernder Verlauf ergibt. Der kräftige Strich geht über die Blattgrenzen hinaus; man meint, den Ausschnitt eines großen, nicht messbaren Gebiets zu sehen.

Ausstellungsflyer