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Susanne Rafael, Gregor Bohnensack

20. Jahresausstellung 2017

1. Oktober 2017 - 28. Januar 2018

 

Aktion: zeichen - tauschen - zeichnen

Lesung: Sonntag 3. Dezember, 15 Uhr

 

Gastkünstler: Abudi Adelelmie, Kerstin Beier, Patricia Bragado Jurado, Anita Brauer, Ingolf Braun, Reiner Brosin, Joanna Bölling, Heinz Günter Busch, Christel Cruse, Ron Cornet, Marcel Dierk, Marina Dohlen, Gudula Eimann, Veronika Eisenhut, Xenia Ertel, Dominique Fehrenbach, Michael Freier, Grischan, Roland Groingg, Sabah Hamiko, Manfred Herzig, Oliver Hohenstein, Armor-Angelo Horn, Armin Hummel, Ralph Huxol, Karsten Kirschke, Christine Knief, Robert Linke, Matthias Ludwig, Lutz Manning, Karin Martens, Joy Meewsen, Markus Meurer, Birgit Nattkemper, Monika Neuhaus, Karin Ossenberg, Janus Pchayek, Rowalt Ralt, Roland Scholle, Pia Schulte, Anna Sewanian, Andreas Stejskal, Klaus Therling, Lisa Urban, Anja Volle, Sylvia Warthorst, W. Wolff von Wülfing, Monika Wonnemann


Künstler aus dem Kunsthaus: Johannes Bayer, Rosa Benzel, Paul Berger, Gerd Bisping, Wolfgang Brandl, Georg Brinkschulte, Stephan Dürken, Jürgen Essing, Anton Fliss, Ulrike Hoyer, Hans-Georg Kastilan, Wilke Klees, Helmut Licznierski, Klaus Mücke, Hubertus Roerkohl, Muammer Savran, Gerd Schippel, Hans Stockhausen, Nicole Szlachetka, Falko Tietz, Walter Vieth

 

Schauen, entdecken, sehen


Große Vögel sitzen hoch auf Stangen zwischen den Bäumen der Allee und weisen dem Besucher den Weg zum Kunsthaus Kannen. Der Eintritt in die große Ausstellungshalle der diesjährigen Verkaufsausstellung wird flankiert von Porträts, eines davon "Gesicht und Pferdekopf" von Lisa Urban. Aus ineinander geflochtenen Tuschelinien schafft Urban traum- und albtraumartige Erzählwelten, faszinierend wie eine dunkle Seite des Jugendstil. Von der Künstlerin werden außerdem zwei großformatige Arbeiten gezeigt, die gut platziert an der Stirnwand des Saales, wie ein Grundton in die Ausstellung ausstrahlen.

Insgesamt blickt man in der aktuellen Schau in viele Gesichter. Es wird deutlich, wie unterschiedlich der künstlerische Blick der Gegenwart auf den Anderen ist. Genau studierte Gesichtszüge oder wenige Striche, die die Mimik charakterisieren. Der Blick wird aufgefangen wie in einem Spiegel oder das Gegenüber erscheint in Formen ausbuchstabiert. Die Farbe kann zum Verstärker oder zum Stellvertreter werden, kontrastreich und tiefgründig wie bei Anna Sewanian oder malerisch wie bei Joanna Bölling, wo Augen und Haar in einen blauen Gleichklang treten. Immer begegnet der Mensch, der sich als offenes Wesen in anderen Geschöpfen und Phänomenen aus Natur und Fantasie sucht und spiegelt. Besonders zu erwähnen sind hier die charakteristischen Blätter von Klaus Mücke und die Kopfmonolithen von Michael Freier.

Im Gang durch die Ausstellung findet man sowohl bekannte und neuere Einzelpositionen sowie Arbeiten, die in gemeinschaftlichen Feldern der künstlerischen Förderung entstanden sind. So etwa eine Wand mit Bildern aus der Atelierarbeit einer Kinder-Dialysestation. Es sind kleine individuelle Farblandschaften, wobei jedes Blatt einen Blick für sich lohnt. Bereits etablierte Positionen der Outsider Art repräsentieren für den Bereich Objekt-Kunst die Assemblagen von Markus Meurer und im Bereich Zeichnung die Mikrozeichnungen von Robert Linke. Von Meurer ist neben seinen Kleinobjekten aus Draht und Zivilisationsmüll eine lebensgroße Puppe ausgestellt - ein Avatar, für jede (sportliche) Herausforderung gerüstet.

Stellvertrerend für die erste Generation der Künstler aus dem Kunsthaus sind Hans-Georg Kastilan und Anton Fliss vertreten. Beide nehmen auf ihre Weise die Welt in den Blick: gedanklich und reduziert der eine, nostalgisch und ausgeschmückt der andere. Zu den Sammlungspositionen des Hauses zählen inzwischen auch die intensiven Farbform-Bilder von Paul Berger sowie die Papiercollagen von Berni Pfitzner, sensibles upcycling auf der Höhe der zeitgenössischen Kunst. Besonders attraktiv sind die von Muammer Savran ausgewählten Werke, 'modernisierte' Klassiker der Moderne, und die neuesten, fast märchenhaften Landschaftsaquarelle von Rosa Benzel.

Im Bereich Skulptur ist auch in diesem Jahr die Arbeit von Nicole Szlachetka hervorzuheben, die für das menschliche Fühlen und Denken eine so sinnliche und verblüffend direkte Bildsprache findet. Szlachetka zeigt jüngste Arbeiten, neben Kopfsolitärs eine kleine Halbfigur. Wie unkonventionell zeitgenössische Keramik sein kann, beweisen die lebendig labilen Türme von Helmut Lisznierski.

Eine Koje präsentiert zwei junge Zeichner aus dem Kunsthaus: Wilke Klees und Stephan Dürken. Allein im zeichnerischen Strich wird eine jeweils ganz eigene künstlerische Haltung sichtbar. Von beiden gibt es Landschaften und Tierstudien. Auf der anderen Kojenseite begegnet ein Bestiarium besonderer Art.
Tieraquarelle von Gerd Schippel, darunter zwei wunderbare Käfer, sowie Vögel und Fische und ein pinkfarbener Pandabär von Wolfgang Brandl, der diese Lebewesen mit ihrer Zeichnung auf farbigem Grund emblematisch zu inszenieren weiß. Die gegenüber liegende Innenwand ist auch in diesem Jahr der Abstraktion gewidmet.
Wie immer im Kunsthaus gibt es viel zu schauen und darunter vieles, was es erst zu entdecken und wirklich zu sehen gilt. Für mich gehört dazu: eine Aquarellserie von frei nachempfunden Passionsszenen von Jürgen Essing; Linolschnitte von Roland Groingg, die den Eiffelturm und einen geflügelten Hasen zeigen; die spielerischen Oberflächen von Christoph Eder, fein gewebt wie edle Spitze, funkelnd wie ein Amethyst oder schillernd wie Geometrisches, das sich im Wasser spiegelt. Und wer seinen Blick schweifen lässt, findet oben an einem der Pfeiler eine weiße Katze.
 

 

Flyer Jahresausstellung 2017, PDF