Wenn das Motiv dich nicht mehr loslässt...
Reihung und Rhythmus in Bild und Keramik
04. Juni – 24. September 2023
Kunstler: Paul Berger, Klaus Mücke, Helmut Licznierski und Wolfgang Brandl
Im Alltag treffen wir ständig auf Wiederholungen. Egal, ob beim ermüdendem Festhängen in einer sich endlos wiederholenden Warteschleife bis hin zu kleinen, unbewusst wiederholten Angewohnheiten. Auf lange Sicht kann einem die Wiederholung sowohl Sicherheit geben als auch als abwechslungslos erscheinen. Wiederholungen können einem auch Möglichkeiten bieten. Durch das erneute Ausführen einer Handlung kann diese geübt geprobt, variiert und verbessert werden.
Die Ausstellung Wenn das Motiv dich nicht mehr loslässt… stellt Künstler des Kunsthaus Kannen vor, die sich durch eben diese Wiederholungen auszeichnen. Das durchgängige, immer wieder Auftauchen eines Motives in ihren Werken ist das, was ihre Kunst so faszinierend hervorstechen lässt. Im Fokus der Ausstellung stehen die vielfältigen Wiederholungen der Motiv- und Schaffensprozesse der Künstler.
Aber wie gleich oder verschieden können Wiederholungen sein?
Jeder der Künstler hat seinen ganz eigenen Rhythmus. Obwohl sich das Motiv nicht verändert, ist doch jedes Werk einzigartig. Die Künstler bringen durch Farbe, Proportionen und Tierarten Vielfalt in ihre Werke. Doch ihre Arbeitsabläufe bleiben immer gleich.
Bereits seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit taucht das Haus immer wieder in den Werken Paul Bergers auf. Mit einem dynamischen, kraftvollen Reiben der Wachsmalkreide entstehen die leuchtend bunten Häuser. Mal zwei Fenster, mal acht, mal ein grünes Dach oder mal ein rosarotes. Auch wenn das Motiv des Hauses wiederholt wird, wird mit allen möglichen Form- und Farbkombinationen Hauswand, Fenster und Dach bis hin zu Himmel und Gras variiert. Genauso erstaunenswert ist der Anblick der vielen Tonfiguren, von denen der Künstler bereits eine kleine Armee erschaffen hat.
Zu erkunden, welche unglaubliche Vielfalt die Tierwelt zu bieten hat, ist eine Aufgabe, der sich Wolfgang Brandl mit seinem künstlerischen Werk verschrieben hat. Obwohl sich immer wieder das Motiv dieser Tiere wiederholt, bringt Brandl durch die Abbildung der verschiedenen Spezies Variationen in seine Werke und zeigt gleichzeitig auf, was die Vogel- und Fischwelt alles zu bieten hat.
Das Motiv „Frau Blume“ von Klaus Mücke wurde mithilfe der Wiederholung zum Markenzeichen des Künstlers. Kaum wird eine „Frau Blume“ beendet, wird bereits mit der Nächsten begonnen. Durch sich wiederholende, rhythmische Kreisbewegungen entsteht Frau Blume dabei immer wieder aufs Neue, immer wieder ein kleines bisschen anders.
Im rhythmischen Takt rollen die Hände Helmut Licznierskis Tonwulst um Tonwulst, um sie zu einem hohen Turm aufeinanderzustapeln. Jeder neue Turm wird dabei unterschiedlich hoch und breit, er verformt und krümmt sich immer anders. Durch das wiederholte Aufeinanderliegen der Tonstränge entstehen an den Seiten der Türme dabei manchmal gradlinige und manchmal fließende, wellenartige Muster.
Die Sommerausstellung des Kunsthaus Kannen behandelt diese vier Künstler, deren Motive sich reihend und rhythmisch immer wieder aufs Neue wiederholen und dennoch mit jeder Wiederholung einzigartig bleiben.
Im Filmraum der Ausstellung kann man noch einen tieferen Blick in die Arbeitsweise der Künstler werfen. Auf den vier Bildschirmen kann man den Künstlern beim Arbeiten und somit beim Wiederholen zusehen. Jeder Künstler hat sich hierfür aus der Vogelperspektive beim Schaffen filmen lassen. In unaufhörlicher Wiederholung werden die Arbeitsprozesse, jeder auf einem Bildschirm zu sehen, abgespielt.
Kuratiert: Lisa Inckmann, Joseph Lange, Meike Detert, Pauline Pantel
Flyer(PDF)